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Fredéric Armand Strubberg (1806-1889)

Dandy, Lebemann und Frauenheld, Frontierman und passionierter Jäger, Arzt, Kolonialdirektor, Sklavenhalter und im Alter noch »PR-Manager« und »Spin Doctor« für einen hessischen Adeligen — kaum eine andere Vita eines Romanciers des 19. Jahrhunderts ist so farbig und ereignisreich und gleichzeitig so wenig erforscht wie die des Fredéric Armand Strubberg.

Dabei trug der Autor selbst schon zu Lebzeiten einiges zur Schaffung seiner eigenen Legende bei. Angeblich, um sich der Strafverfolgung wegen eines Duells mit einem Nebenbuhler um die Gunst einer reichen Bremer Kaufmannstochter zu entziehen, kam der in Kassel als Sohn eines wohlhabenden Tabakfabrikanten geborene Strubberg im Alter von 20 Jahren 1826 erstmals in die Vereinigten Staaten. Dies war der Beginn eines Auswandererlebens, in dessen Verlauf der findige und wendungsreiche Hesse ein Abenteurerdasein führte, das ihm Stoff für zwanzig Romane lieferte. 1841 als Vertreter europäischer Tabakfirmen nach Nordamerika zurückgekehrt, soll sich das Bremer Ereignis in der mondänen New Yorker Society wiederholt haben — mit dem fatalen Unterschied, dass Strubberg diesmal besser zielte und seinen Duellgegner erschoss. Auf der Flucht vor den Behörden verbrachte er die folgenden vierzehn Jahre als Landarzt im Indianergrenzland von Texas, wurde als »Dr. Schubbert« Kolonialdirektor der neugegründeten Siedlung Friedrichsburg und schließlich Plantagenbesitzer in Arkansas. Bei der Jagd von einem giftigen Insekt ins Auge gestochen, führte ihn der drohende Verlust seiner Sehkraft 1854 zurück nach Deutschland, wo 1858 seine Amerikanischen Jagd- und Reiseabenteuer erschienen. Der kommerzielle Erfolg dieses Buches und seines im gleichen Jahr erschienenen ersten Romans Bis in die Wildniß veranlassten ihn, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen und nicht in die Staaten zurückzukehren. In den folgenden zwei Jahrzehnten verfasste er in kurzen Abständen weitere Romane, Reiseberichte und Jugenderzählungen, denen er selbstbwusst das Prädikat von culturhistorischen Werken über Amerika, wirklich die einzigen, welche über dieses Land überhaupt in der deutschen Sprache existiren, anheftete. Sein letzter Roman Vornehm und Bürgerlich, mit dem er, als sein Stern beim Publikum zu sinken begann, dem Abenteuergenre halbherzig den Rücken kehrte und sich erfolglos als Verfasser von Gesellschaftsromanen versuchte, erschien 1878. Danach auch als Dramatiker kaum beachtet, ließ er sich 1885 resigniert im südhessischen Gelnhausen nieder, wo er 1889 starb.