Es geht weiter voran: Heute habe ich die Korrekturfahnen für Band XVI erhalten. Da der Band mit einem Umfang von 280 Seiten vergleichsweise kurz ist, sollte die Durchsicht bis zum kommenden Wochenende abgeschlossen sein. Dann gehen die Druckdaten zur Finalisierung an den Verlag, und danach kann die Druckfreigabe zügig erteilt werden. Somit ist davon auszugehen, dass Die alte spanische Urkunde im September erscheinen und dann natürlich auch umgehend an die Abonnenten ausgeliefert werden wird.
Während ich auf die Zusendung der Korrekturfahnen für Die alte spanische Urkunde warte, nutze ich die letzten Ferientage, um am Variantenverzeichnis von Carl Scharnhorst weiterzuarbeiten. Zu Strubbergs Lebzeiten sind von dieser Jugenderzählung insgesamt vier Ausgaben erschienen, deren Bezeichnung auch bei Sammlern hin und wieder zu Verwirrung führt: Die erste Auflage erschien Ende 1862 (mit der Jahreszahl 1863 auf dem Titelblatt), und die zweite Auflage im Jahr 1872. Diese wiederum gab es in zwei verschiedenen Ausgaben: einer illustrierten und einer Ausgabe ohne Bilder. Der Text dieser beiden Ausgaben ist aber mitnichten satzidentisch: Die sogenannte »Wohlfeile Ausgabe« hat nur 260 Seiten gegenüber 312 Seiten der illustrierten, und auch die Textänderungen im Vergleich zur Erstauflage sind nicht identisch, weswegen die »Wohlfeile Ausgabe« in einigen Bibliographien fälschlicherweise als »Dritte Auflage« firmiert. Die dritte Auflage (den Irrtum fortsetzend dann konsequenterweise als »Vierte Auflage« bezeichnet) erschien jedoch erst 1887 und ist noch einmal deutlich überarbeitet – und dies bezieht sich nicht nur auf die deutliche Modernisierung der Orthographie.
All das führt dazu, dass die Erstellung des Variantenverzeichnisses ein durchaus mühsames Unterfangen ist. Da müssen der Textausdruck, vier Bücher und der Computer gleichzeitig auf dem Tisch verteilt werden – auf meinem Schreibtisch rein aus Platzgründen ein Ding der Unmöglichkeit. Deswegen muss ich an unseren Esstisch ausweichen, was wiederum nicht gerade Begeisterungsstürme bei allen anderen Familienmitgliedern hervorruft… Um das Verzeichnis im Anhang möglichst kompakt gestalten zu können, werden Änderungen, die mehrfach vorkommen, nur einmal notiert und danach mit dem Vermerk ebenso und den entsprechenden Seiten- und Zeilenangaben versehen. Um diese Dopplungen und ihre Seiten- und Zeilenangaben leichter finden zu können, hat es sich für mich bewährt, zunächst alle Änderungen in eine Excel-Tabelle einzugeben. Diese kann ich dann – nach Abschluss der Durchsicht – entsprechend sortieren. Wie das konkret aussieht, kann man der Beispielseite auf dem nebenstehenden Bild entnehmen (zum Vergrößern auf das Bild klicken).
Wer die Nachrichten im Bereich der Bildungs- und Schulpolitik in den letzten Monaten verfolgt hat, der weiß, dass viele Bundesländer unter einem akuten Mangel an Grundschullehrern leiden. Hessen ist hiervon besonders betroffen, und so erreichte mich im Frühjahr letzten Jahres ein Anruf des zuständigen Grundschuldezernenten meines Schulamtes, der nach der Begrüßung mit den Worten begann: Sie sind doch Gymnasiallehrer und haben derezit keinen unbefristeten Vertrag. Ich hätte da ein Angebot für Sie… Hessen schult seit dem letzten Jahr gut 100 Lehrkräfte aus dem Bereich der Haupt- und Realschulen und aus dem Gymnasialbereich zu Grundschullehrern um – ein dreijähriges Aufbaustudium, das neben der normalen Unterrichtstätigkeit zu absolvieren ist. Einer dieser Kollegen bin ich, und dementsprechend liegt ein ebenso ereignisreiches wie turbulentes Jahr hinter mir, das dazu geführt hat, dass sich die Veröffentlichung der Bände In Mexico und Carl Scharnhorst leider noch etwas verzögern wird. Der Textkorpus und der größte Teil des Anhangs ist zwar für beide Bände schon seit letztem Jahr fertiggestellt, aber bei In Mexico fehlt bisher noch der Abriss zum historischen Hintergrund, und bei Carl Scharnhorst das sehr umfangreiche Variantenverzeichnis. Beide Teile sind sehr zeitintensiv, und da ich – und das ist mir sehr wichtig – von mehreren Seiten auch und gerade für diese Abschnitte in den Anhängen der von mir herausgegebenen Bände gelobt worden bin, ist es mir ein Anliegen, den Qualitätsstandard in diesem Bereich auch beizubehalten.
Damit es aber dennoch mit der Ausgabe weitergeht, habe ich mich entschlossen, wie geplant in diesem Sommer den Band XVI Die alte spanische Urkunde herauszugeben. Die Geschichte des Geschwisterpaares Sarah und Robert Walton, die ihren Anspruch auf einen alten Grant (eine Landschenkung der spanischen Krone an ihren Großvater) geltend machen wollen, der inzwischen eine prosperierende Handelsstadt mit 20000 Einwohnern umfasst, hat einen historischen Kern. Wie konkret dieser ist, versuche ich derzeit herauszufinden. Die Archive in Montgomery und Mobile in Alabama halten da möglicherweise noch eine Überraschung bereit… Ich habe seit einer Woche Sommerferien und arbeite derzeit mit Hochdruck an der Texteinrichtung, so dass die Druckfahnen in den nächsten Tagen in Auftrag gegeben werden können und im Juli die Endkorrektur abgeschlossen werden kann. Und wie so ein typischer Arbeitstag in der »Herausgeberwerkstatt« aussieht, davon mag die nebenstehende Abbildung einen kleinen Eindruck vermitteln: eine exemplarische Seite aus dem zweiten Korrekturdurchgang.
Wie im letzten Beitrag bereits angekündigt, ist der Editionsplan für 2018 von mir aus erfreulichem Anlass abgeändert worden. Zwei Bände sind für das kommende Jahr geplant, der eine für den Frühsommer und der zweite für die Vorweihnachtszeit.
Zunächst erscheint als Band XVI der Marburger Ausgabe Die alte spanische Urkunde. Strubberg war es für diesen Roman nach vielen Jahren wieder einmal gelungen, einen Vorabdruck in einer Tageszeitung zu platzieren: Wie schon Der Sprung vom Niagarafalle (AW-MA VIII) erschien auch Die alte spanische Urkunde in der auflagenstarken Kölnischen Zeitung, und zwar in insgesamt 35 Fortsetzungen zwischen Mitte Januar und Anfang März 1872. Die im gleichen Jahr erfolgte zweibändige Buchausgabe war die letzte Zusammenarbeit zwischen Strubberg und seinem langjährigen Verleger Carl Rümpler, weswegen der kurze Roman eine wichtige Zäsur im literarischen Schaffen des Autors darstellt. Gemäß der Editionsrichtlinien der Marburger Ausgabe wird der Text der Zeitungsfassung präsentiert. Da dieser ohne die Band- und Kapiteleinteilung der späteren Buchausgabe veröffentlicht wurde, werden diese im Anhang aufgeschlüsselt und über die Kolumnentitel nachzuvollziehen sein.
Nach einer längeren Unterbrechung ließ der Autor im zweiten Teil dieses Romans ein weiteres Mal sein Alter Ego »Armand« auftreten. Dieser lebt jetzt als angesehener Arzt und allseits respektierter Bürger noch immer in dem inzwischen besiedelten Gebiet in Texas, das der Leser in früheren Romanen, vor allem in den Amerikanischen Jagd- und Reiseabenteuern (AW-MA I) und An der Indianergrenze (AW-MA IV) als noch unberührte Wildnis kennengelernt hat. Die Handlung des Romans beginnt jedoch mitten auf dem Atlantik: Das junge Geschwisterpaar Robert und Sarah Walton hat von seinem Großvater, einem spanischen Adligen, eine Urkunde über einen alten Grant geerbt und ist auf dem Weg von Irland nach Havannah, um sich dort die Echtheit des Dokuments bestätigen zu lassen und herauszufinden, ob man immer noch Anspruch auf das Land anmelden könne. Dies wird ihnen fest versichert, und es stellt sich heraus, dass das riesige Gebiet in Alabama am Golf von Mexiko liegt und auch die reiche Handelsstadt Mobile umfasst. Die gutherzige Sarah möchte niemanden von Haus und Hof verjagen und deshalb auf den Anspruch verzichten, doch in der Aussicht auf den unermesslichen Reichtum, der ihnen winkt, entschließt sich Robert, nach Mobile zu reisen und den Grant in Besitz zu nehmen. Als die Geschwister dort einen Advokaten engagieren, der vor Gericht ihren Anspruch durchsetzen soll, nimmt das Unheil seinen Lauf… Sarah flieht nach Texas, wo sie sich unter falschem Namen versteckt hält, und dort lernt sie Armand kennen, der sich des verzweifelten Mädchens annimmt.
»Wie bei fast allen von Strubbergs Werken sind auch über die Niederschrift von Ralph Norwood keine Quellen überliefert.« So steht es auf Seite 886 im Anhang des kürzlich erschienenen Bandes V der Marburger Ausgabe, »Ralph Norwood«. Der Band befand sich Ende Juli gerade im Druck und ich mich im Urlaub an der Nordsee, als mich ein mehr als erfreuliches Schreiben erreichte, welches den zitierten Satz obsolet machte: Aus einem Privatarchiv sind mir vierzehn Briefe Strubbergs zur Kenntnis gebracht worden, die dieser im Laufe des Jahres 1859 an seinen langjährigen Verleger Carl Rümpler gerichtet hat, und die sowohl Auskunft über die Anfänge dieser Geschäftsbeziehung als auch einige kleine Informationen über die Entstehung von »Ralph Norwood« beinhalten. Dazu am Ende dieses Beitrages mehr…
Besonders interessant sind die Briefe aber vor allem, weil sie ausführlich den Drucklegungs- und Auslieferungsprozess von »An der Indianergrenze« dokumentieren, den Strubberg im März 1859 Rümpler noch unter dem ursprünglich geplanten Titel »An der Frontier« anbot – und dabei eine ganz ähnliche Verhandlungstaktik an den Tag legte wie schon vier Jahre zuvor bei Cotta (nachzulesen im Anhang von Band I der Marburger Ausgabe, »Amerikanische Jagd- und Reisebenteuer«). Mein großer Dank geht an dieser Stelle an die Eigentümerin der Briefe, die ich bei zwei ausführlichen Besuchen als eine wunderbare und herzliche, inzwischen pensionierte Kollegin kennengelernt habe, die mir die Verwertung der Briefe im Rahmen der Marburger Ausgabe großzügig gestattet hat. Daher also (Editions-)Planänderung! Den ursprünglich für 2018 geplanten Band »Bis in die Wildniß« werde ich um ein Jahr verschieben, um im kommenden Jahr stattdessen »An der Indianergrenze« vorzulegen.
Aber nun zurück zu »Ralph Norwood«… Am 26. März 1859 schrieb Strubberg an Rümpler: […] im September lege ich Ihnen ein neues, sehr bedeutendes Werk »Berenice« vor […]. Demnach sollte in der ursprünglichen Planung Ralph Norwoods Tochter Berenice die Protagonistin des Romans sein. In der endgültigen Fassung kommt sie jedoch nur im letzten Fünftel (!) des umfangreichen Romans vor. Mit der Kenntnis dieses Briefes erklärt sich somit auch der erkennbare Bruch in der Handlung von »Ralph Norwood« am Ende des vierten Bandes und insbesondere die dort erst erfolgende, im Rahmen der Gesamtkonzeption des Romans deplatzierte Einführung der Farland-Figur, einer offensichtlichen Variation des pseudoautobiographischen Protagonisten aus »Bis in die Wildniß«. Bei der ersten Lektüre des Briefes musste ich daher unwillkürlich an Richard Wagners »Ring des Nibelungen« denken. Diesen hatte Wagner auch mit »Siegfrieds Tod« (der späteren »Götterdämmerung«, der letzten Oper der Tetralogie) begonnen und sich dann in der Handlung immer weiter zurück gearbeitet. Am Ende einer jahrzehntelangen Werkgenese war nicht mehr Siegfried, sondern waren Wotan und Brünnhilde die tragenden Figuren des Gesamtzyklus geworden.
Band V: Abonnement und stornierte Amazon-Vorbestellungen
Vereinzelt haben mich in den letzten Tagen Anfragen erreicht, welche die Lieferungen des gerade erschienenen Bandes Ralph Norwood für die Abonnenten, aber insbesondere die Stornierungen der bei Amazon vorbestellten Exemplare betreffen.
Alle Abonnenten sollten in diesen Tagen ihre Exemplare erhalten haben. Falls dies nicht der Fall sein sollte, geben Sie mir bitte über das Kontaktformular noch einmal eine Rückmeldung (mit Angabe Ihrer vollständigen Adresse), damit ich die Lieferung beim Vertrieb des Verlages umgehend in die Wege leiten lassen kann.
Die Stornos der Amazon-Vorbestellungen können wir verlagsseitig leider nicht aufheben lassen. In diesem Fall müssten Sie die Bestellung bitte erneut aufgeben. Gern können Sie das Exemplar auch versandkostenfrei auf Rechnung direkt im Onlineshop des Verlages bestellen.
Ich wünsche allen einige entspannte Lesestunden mit dem „dicken Wälzer“!
Wer sich ein wenig auskennt, sieht es auf den ersten Blick: Der Internetauftritt zur „Marburger Ausgabe“ basiert jetzt auf der allseits beliebten Software WordPress.
Nach langem Zögern habe ich nun doch entschieden, mich in WordPress einzuarbeiten. Warum? Ganz einfach: Was Webdesign betrifft, bin ich ein DAU (Dümmster Anzunehmender User). Ich brauche ein WYSIWYG-Programm (What You See Is What You Get), in dem ich meine Seiten direkt designen und befüllen kann, analog zu einer Textverarbeitung oder einem Desktop-Publishing-Programm. Ich habe weder Zeit, Lust, noch – wie ich befürchte – Talent genug, um mich im Detail mit HTML, PHP oder CSS zu beschäftigen. …
Nach mehr als dreijähriger, beruflich und familiär bedingter Pause, setzt Herausgeber Ulf Debelius die Marburger Ausgabe von Armands Werken nunmehr fort. Soeben erschienen ist Ralph Norwood, der in diesen Tagen an die Abonnenten ausgeliefert wird und ab sofort über den Buchhandel bezogen werden kann. Es folgen in diesem Jahr noch In Mexico (Herbst) und Carl Scharnhorst zum Ende des Jahres.